Ein Lost Place, Schloss Balmoral und Dostojewski - Überraschende Entdeckungen bei einem Ausflug nach Bad Ems

Die Spielbank von Bad Ems an der Lahn

Bad Ems liegt sehr idyllisch an der Lahn und nur knapp 20 km von Koblenz entfernt. Trotz der räumlichen Nähe war ich in den letzten Jahren nicht auf die naheliegende Idee gekommen, der Kurstadt einen Besuch abzustatten. Ganz ehrlich? Im Zusammenhang mit Bad Ems dachte ich dato an Kurschatten, an Torte mit Kännchen Kaffee und Dank der Spielbank an Roulette. Als lohnendes Ausflugsziel tauchte die Stadt auf meinem Radar auf, weil mir immer häufiger zu Ohren gekommen ist, dass sich dort an der Lahn optisch einiges getan hat. 

"The place to be" für Kaiser, Zaren und Dichter

Im 19. Jahrhundert galt Bad Ems und seine Heilquellen übrigens als place to be. Im dem "Weltbad" verbrachten deutsche Kaiser, russische Zaren und Schriftsteller wie Dostojewski den Sommer zur Kur. Aus diesen glanzvollen Zeiten stammt die wunderschöne Bausubstanz der Stadt, in die in den letzten Jahren mächtig investiert wurde - wovon ich mich heute auf einem Stadtspaziergang mit eigenen Augen überzeugen konnte. Die interessantesten Entdeckungen habe ich hier für Euch in Bildern und Worten zusammengetragen. Sie liegen allesamt entlang der Lahn zwischen und sind nicht zu verpassen. 

Bad Ems Entdeckung #1:

Schmucke Fassaden und "Weltbad"-Architektur

Während des Spaziergangs entlang der Lahn sind sie mir sofort aufgefallen, die schmucken Fassaden und die Bäderarchitektur der Villen und Hotels. Symmetrischer Klassizismus existiert hier in pittoresker Co-Existenz zu Fachwerkhäusern mit Türmchen und großen Veranden.

Villa Kunterbunt in Bad Ems. Wunderschön!

Dieses Fachwerkhaus hat es mir besonders angetan: eine Villa Kunterbunt mit Lahnblick. 

 

Hinter diesem wunderschönen Portal links befindet sich ein schickes Modeatelier, während hinter den Jugendstilfenstern der Villa auf dem rechten Bild, niemand mehr zu wohnen scheint. 

Im ehemaligen Kurhaus residiert heute ein Grand Hotel.

Durchaus imposant der prächtige Komplex, in dem sich einst das Nassauer Badehaus befand und heute Häcker´s Grand Hotel residiert. Durch die Zimmer und Räumlichkeiten weht kaiserlicher Flair und ganz viel Geschichte. Neben dem Schriftsteller Dostojewski kurten hier Zar Alexander II, Kaiser Wilhelm I., der Politiker Ferdinand Lasalle oder der Komponist Jaques Offenbach. Eine ziemlich illustre Gesellschaft, die damals hier zusammen gekommen ist. 

Bad Ems Entdeckung #2:

Ein wiedergefundener Lost-Place - Die Malbergbahn

Die Malbergbahn ist ein guter Grund für einen Ausflug nach Bad Ems.
Blick auf die Talstation der Malbergbahn von der Kaiserbrücke aus.
Der knallroter und restaurierte Wagon der Malbergbahn.
Der knallroter und restaurierte Wagon der Malbergbahn.

Nach nur wenigen Monaten Bauzeit wurde im Jahr 1887 die Malbergbahn in Bad Ems in Betrieb genommen. Ganz bequem förderte sie die illustre Kurgesellschaft auf den 260 Meter höher gelegenen Malberg zu Kaffee, Kuchen und Aussicht. Zahlreiche Fahrgäste und 90 Jahre später wurde die Bahn vom TÜV aufgrund von Sicherheitsmängeln stillgelegt. Das Relikt aus Weltbad-Zeit wurde mit den Jahren zu einem traurigen Lost Place. Bis ein Förderverein der Malbergbahn wieder Leben einhauchte. Die Talstation und der zurückgebliebene Wagon wurden komplett renoviert, das Café Eckstein eröffnet. Wenn ich die zusammenklappten Stühle und Tische an der Wand richtig interpretiere, kann man hier bei schönem Wetter draußen Kaffee trinken. Wobei mir der nostalgische Abstecher zur Malbergbahn auch bei grauem Herbstwetter viel Spaß gemacht hat. 

Bad Ems Entdeckung #3

Die russisch orthodoxe Kirche der Hl. Alexandra

Die russisch orthodoxe Kirche in Bad Ems ist eine seltene Sehenswürdigkeit.

Die goldene Kuppel der russisch orthodoxen Kirche ist mir schon von Weitem ins Auge gestochen. Die auffällige Kirche steht seit 1876 am linken Lahnufer. Viele adlige Russen taten es damals der Zarenfamilie gleich und verbrachten ihre Sommer in Bad Ems. Damit sie auch beim Kuren regelmäßig in die Kirche gehen konnten, wurde der wunderschöne Bau errichtet.  

Bad Ems Entdeckung #4

Das Künstlerhaus Schloss Balmoral

Wunderschön! Das Künstlerhaus Schloss Balmoral in Bad Ems.

Obwohl Schloss Balmoral nicht in der ersten Reihe an der Lahn-Promenade liegt, konnte ich es nicht übersehen. Der schneeweiße klassizistische Bau mit seinem dominanten Turm  in Hanglage ist ein architektonischer Hingucker. Ein russischer Gutsbesitzer hatte das Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts erbauen lassen und es Villa Diana getauft. Einige Jahre später war es als elegantes Kurhotel unter dem Namen Schloss Balmoral bekannt. Im Jahr 1995 ist hier das Künstlerhaus Schloss Balmoral eingezogen, das sich der Förderung von nationalen und internationalen bildenden Künstler in Form von Stipendien verschrieben hat. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten dürfen nicht nur im Schloss Balmoral arbeiten und das Equipment dort nutzen, sie dürfen dort auch wohnen! Zugänglich ist die Villa für die Öffentlichkeit trotzdem. Es finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt. Die Werke der Künstlerinnen und Künstler werden im "Made in Balmoral", einem Ausstellungsraum auf der anderen Lahnseite gezeigt. 

Dort lese ich auch etwas später, dass am nächsten Mittwoch eine Führung durch Schloss Balmoral stattfinden soll. Schade, dass ich da keine Zeit habe. Ich finde das Künstlerhaus spannend und werde bestimmt noch einmal darauf zurück kommen!

Bad Ems Entdeckungen #5

Herbstimpressionen an der Lahn

Ganz schön malerisch das Lahntal in Bad Ems - trotz des grauen Wetters. Der bunte Herbst ist nicht ganz unschuldig an den schönen Aussichten, die ich heute am Ufer geniessen darf. 

Was ein Herbst-Arrangement am Ufer der Lahn in Bad Ems!!
Was ein Herbst-Arrangement am Ufer der Lahn in Bad Ems!!
Malerischer Blick von der Kaiserbrücke auf Bad Ems!
Malerischer Blick von der Kaiserbrücke auf Bad Ems!

Bad Ems Entdeckung #6

Giftgrüne heiße Minze in Lila gehüllt

Ich habe Lust auf einen Kaffee und zwar an der frischen Luft. Zusammen mit meiner Begleitung überlege ich, ob es sich lohnt mit der Kurwaldbahn hoch zur Bismarckhöhe zu fahren. Immerhin soll die Bahn zu den steilsten Standseilbahnen der Welt gehören und dort oben ein fantastischer Ausblick warten. Anderseits sieht es dort oben noch näher am grauen Himmel nicht wirklich einladend aus. Obwohl die Außenplätze der Café-Bar Arkade verweist sind, finde ich die jedoch sehr anziehend. Vielleicht liegt es an den knalllila Decken und Plüsch-Sitzkissen, die beide kuschelig warm aussehen. Sind sie auch wie ich kurz darauf feststellen kann. Und so trinke ich Ende Oktober in Lila gehüllt giftgrüne heiße Minze mit Blick auf die Lahn. Es gibt eindeutig farblosere Möglichkeiten einen Samstag zu verbringen.

Mit einer kuscheligen Decke lässt es an der Promenade auch Ende Oktober noch draußen aushalten.
Mit einer kuscheligen Decke lässt es an der Promenade auch Ende Oktober noch draußen aushalten.

Bad Ems Entdeckung #7

Ein Kaiser ganz privat und ein vielversprechendes Restaurant

Die Statue von Kaiser Wilhelm I. im Kurpark.

Der Anblick von Kaiser Wilhelm den I. ist mir aus Koblenz vertraut. Da sitzt er hoch zu Ross in Uniform auf dem Deutschen Eck. Im Kurpark in Bad Ems ist er ganz privat im Gehrock zu sehen. Interessanter finde als das Denkmal finde ich den nahen Teil des Kursaalgebäudes in dem sich heute die Spielbank und das Restaurant VONUNDZU befindet. Letzteres hatte zwar geschlossen (Mi-Sa ab 18.00 Uhr, So auch mittags geöffnet), aber durch die großzügigen Fenster konnte ich einen Blick auf das lässig gestylte Innenleben werfen. Sehr vielversprechend, ebenso wie die Menü-Karte.

 

Der Außenbereich des VONUNDZU hat mir gut gefallen! Ebenso wie die Namens-Kreation.

VONUNDZU, Künstlerhaus Schloss Balmoral und Café Eckstein an der Malbergbahn  - diese drei Entdeckungen sind gute Gründe bald noch einmal in Bad Ems vorbeizuschauen. 

 

Wenn Ihr nun auch Lust auf einen nostalgischen Trip an die Lahn bekommen habt, dann schaut anschließend unbedingt in Koblenz vorbei. Hier einige Tipps: